Mélodie Ruvio begann im Alter von sechs Jahren Flöte zu lernen und wurde in dem von Scott Prouty geleiteten Kinderchor Sotto Voce aufgenommen, mit dem sie an den Aufführungen „Jeune Public“ – für die Jugend – an der Opéra Bastille teilnahm. Sie graduierte in Philologie, spanischer Kultur und Sprache und trat beim CNR (Conservatoire National de Région) in Paris dem von Laurence Equilbey gegründeten Jeune Chœur de Paris bei, wo sie mit einem Musikdiplom (DEM) in Gesang abschloss.
Sie erweckte die Aufmerksamkeit des Publikums in der Rolle der Folie (Narretei) in „Le Carnaval et la Folie“ („Der Karnaval und die Narretei“) von Destouches unter der Leitung von Hervé Niquet (Regie: Jacques Osinski) an der Pariser Opéra Comique, am Théâtre du Capitole in Toulouse und an der Bukarester Oper. Anschließend verkörperte sie den Frieden, Junon und Bellone in Lullys „Le Ballet des Arts“ („Das Ballett der Künste“) mit La Simphonie du Marais unter der Leitung von Hugo Reyne (Regie: Vincent Tavernier) beim Festival in Sablé sowie in Versailles. Sie war dann Dritter Solosopran in Purcells „King Arthur“ mit Le Concert Spirituel und dem Dirigenten Hervé Niquet (Regie: Gilles und Corinne Benizio) an den Opernhäusern von Montpellier und Metz, an der Königlichen Oper in Schloss Versailles, im Théâtre des Champs-Elysées, im Barbican Centre in London und in der Philharmonie Luxembourg. Ihre Vorliebe gilt dem barocken Repertoire. Sie sang im Jahr 2011 die Rolle der Phébée in einer gekürzten Fassung von Rameaus „Castor et Pollux“ mit dem Ensemble Ausonia (Regie: Tami Troman) bei den Festivals in Sablé, la Chaise-Dieu und Bremen, sowie die des Disinganno in „Il trionfo del tempo e del disinganno“ von Händel mit Alexis Kossenko und Les Ambassadeurs in Warschau und Posen. In 2012–2013 konnte sie in den Rollen der Fedra und der Venere in „Egisto“ von Cavalli unter der Leitung von Vincent Dumestre (Regie: Benjamin Lazar) an der Pariser Opéra Comique, an der Oper in Rouen und am Grand Théâtre in Luxemburg überzeugen.
Die Sängerin widmet sich aber nicht ausschließlich dem barocken Repertoire und debütierte als Dritte Dame in Mozarts „Zauberflöte“ unter der Leitung von Joël Suhubiette (Regie: Eric Perez) beim Festival in Saint-Céré und am Opernhaus von Massy. Sie bildete sich in diesem Repertoire bei der Mozart-Akademie des Festivals von Aix-en-Provence fort. An der Philharmonie Lüttich und am Opernhaus in Versailles verkörperte sie die Rolle von Cléone in Gossecs „Thésée“ unter der Leitung von Guy Van Waas sowie die Dritte Bayadère in Catels „Les Bayadères“ unter der Leitung von Didier Talpain in der Philharmonie in Sofia (CD-Aufnahme).
Als Solistin tritt sie in Konzerten mit Kirchenmusik, so zum Beispiel in „Via Crucis“ von Liszt, Händels „Messias“ und „Utrechter Te Deum“, Mozarts „Requiem“ und „Vesperae solennes de Confessore“, Mendelssohns „Elias“, Bachs „Johannes Passion“, „Matthäus Passion“ und „h-Moll-Messe“, Pergolesis „Stabat Mater“ und Vivaldis „Nisi Dominus“, Colin de Blamonts „Te Deum“ sowie in zahlreichen Kantaten von Bach unter Dirigenten wie Françoise Lasserre, Rinaldo Alessandrini, Jérôme Correas, Marc Minkowski, Facundo Agudin, Michael Radulescu, Sylvain Sartre und Margaux Blanchard, Mathieu Romano, Jean-Michel Hasler, Frédérick Haas und Alessandro Mocci…
Kürzlich war sie in der Rolle der Cornelia in Händels „Giulio Cesare“ unter der Leitung von Facundo Agudin (Regie: Bruno Ravella) im Stand von Moutiers (Schweiz) zu hören, sowie auch als Dritte Rheintochter bei der Uraufführung von Michael Jarrells „Siegfried, nocturne“ mit dem Ensemble Multilatérale beim Wagner-Festival in Genf. Im Sommer 2014 sang sie im Rahmen des Festival von Radio France das Alt-Solo im „Stabat Mater“ von Alessandro Scarlatti unter der Leitung von Sofi Jeannin an der Oper in Montpellier und die Dritte Dame in Mozarts „Zauberflöte“ am Opernhaus in Vichy unter der Leitung von Roberto Fores Veses und unter der Leitung von David Reiland an der Oper in Saint-Etienne.
In der laufenden Saison wird die Sängerin in Konzerten mit Les Ombres zu hören sein, unter anderem in einem Programm mit Auszügen aus Destouches‘ „Le Carnaval et la Folie“ im Opernhaus von Montpellier. Außerdem beteiligt sich an Gesangsabenden zum Thema „Cremona“, ein Programm von Les Arts Florissants mit sechsstimmigen Madrigalen von Monteverdi unter der Leitung von Paul Agnew, das u.a. beim Festival von Ambronay und in der Philharmonie von Paris zu hören sein wird. In der Philharmonie Kopenhagen wird sie die Solo-Alt-Partien im „Weihnachtsoratorium“ von J. S. Bach unter der Leitung von Andreas Spering singen; im Théâtre Impérial de Compiègne und im Opernhaus von Massy wird sie ebenfalls die Alt-Arien der „Johannespassion“ unter Leitung von Mathieu Romano interpretieren.